Einsamkeit – ein unterschätztes Risiko für Körper und Seele
Wenn Kinder aus dem Haus sind oder Lebenspartner*innen nicht mehr da sind, kann sich Einsamkeit besonders stark bemerkbar machen. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich durch die Corona-Pandemie diese Leere noch verstärkt hat. Doch Einsamkeit ist mehr als ein emotionales Problem – sie beeinflusst unsere Gesundheit in erheblichem Maße.
Eine Studie von Dr. Murthy aus den USA, veröffentlicht im Mai 2023, zeigt deutlich: Bereits vor Corona litt etwa die Hälfte der Erwachsenen unter Einsamkeit. Wer nur wenige soziale Kontakte hat oder sich isoliert fühlt, trägt ein deutlich erhöhtes Risiko für körperliche Erkrankungen. Dazu gehören Herzprobleme, Schlaganfälle und Demenz – und auch das Sterberisiko steigt erheblich. Die Wahrscheinlichkeit, an Depressionen zu erkranken, ist bei Menschen, die sich häufig einsam fühlen, doppelt so hoch wie bei denen, die selten Einsamkeit erleben.
Einsamkeit ist oft ein Teufelskreis: Wer sich zurückzieht, fühlt sich noch einsamer, was wiederum Stresshormone freisetzt, das Immunsystem belastet, Entzündungen begünstigt und die Lebensqualität verringert. Untersuchungen in den sogenannten „blauen Zonen“ – Regionen, in denen Menschen besonders alt, gesund und zufrieden werden – zeigen jedoch: Soziale Nähe, gemeinsames Essen und Freude mit anderen Menschen tragen entscheidend zu einem langen und gesunden Leben bei.
Auch wenn Lebensumstände sich verändern, lohnt es sich, aktiv auf andere zuzugehen. Suche Kontakte, schließe dich Gruppen an oder engagiere dich in Vereinen, die deine Interessen teilen. Pflege bestehende Beziehungen und nimm neue Begegnungen an. Es braucht Zeit, sich wieder einzuleben, aber wer den Mut hat, Schritt für Schritt auf andere zuzugehen, kann nicht nur sein emotionales Wohlbefinden stärken, sondern auch seine körperliche Gesundheit positiv beeinflussen.
Dr. Johannes Neuhofer, Dezember 2025
